Der Begriff „traumasensibel“ wird immer häufiger in verschiedenen Kontexten verwendet, von der Psychotherapie über die Pädagogik bis hin zu Yoga und Breathwork. Doch was bedeutet traumasensibel genau und wie beeinflusst diese Herangehensweise die Praxis des Breathwork im Allgemeinen und auch unsere Breathwork-Workshops in Berlin & Leipzig?
In diesem Blogartikel möchten wir Dir einen Überblick darüber geben, was Traumasensibilität ist und warum sie im Kontext von Breathwork von großer Bedeutung ist.
Was bedeutet traumasensibel?
Traumasensibilität bezeichnet eine Haltung und Methode, die darauf abzielt, Menschen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, besonders achtsam und respektvoll zu begegnen. Traumatische Erlebnisse können die unterschiedlichsten Formen annehmen, von körperlichen über emotionale bis hin zu psychischen Traumata. Die traumasensible Herangehensweise berücksichtigt die Möglichkeit, dass viele Menschen, die Hilfe suchen, eine Geschichte von Traumata haben könnten, selbst wenn diese nicht sofort erkennbar sind.
Traumasensibilität bedeutet, ein Umfeld zu schaffen, das Sicherheit, Vertrauen und Stabilität fördert. Es geht darum, potenzielle Auslöser (Trigger) für Traumata zu erkennen und zu vermeiden und den betroffenen Personen die Kontrolle über ihre Heilungsprozesse zu geben. Diese Prinzipien sind besonders wichtig in Kontexten, in denen tiefe emotionale und körperliche Prozesse angestoßen werden, wie es bei Breathwork der Fall ist.
Unterschied zwischen "traumasensibel" und "traumainformiert"
Obwohl die Begriffe „traumasensibel“ und „traumainformiert“ oft synonym verwendet werden, gibt es wichtige Unterschiede zwischen beiden Ansätzen.
Traumainformiert: Dieser Ansatz betont das Wissen und Verständnis über Traumata und deren Auswirkungen. Es geht darum, die Grundlagen traumatischer Erfahrungen und die allgemeinen Prinzipien der Traumabehandlung zu kennen. Ein traumainformiertes Umfeld erkennt die weitreichenden Auswirkungen von Traumata und arbeitet daran, diese Erkenntnisse in die Struktur und Praxis der Arbeit zu integrieren, um retraumatisierende Erlebnisse zu vermeiden.
Traumasensibel: Während ein traumainformierter Ansatz das Wissen über Traumata betont, geht der traumasensible Ansatz einen Schritt weiter, indem er dieses Wissen in konkrete, achtsame Handlungen und Haltungen umsetzt. Traumasensibilität bedeutet, individuell und situativ auf die spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit traumatischen Erfahrungen einzugehen. Es beinhaltet eine ständige Reflexion und Anpassung der Methoden, um ein Höchstmaß an Sicherheit und Unterstützung zu gewährleisten.
Traumasensibilität im Breathwork
Breathwork, oder Atemarbeit, ist eine Praxis, die gezielte Atemtechniken verwendet, um körperliche, emotionale und mentale Heilungsprozesse zu unterstützen. Die Methoden reichen von sanften Atemübungen bis hin zu intensiveren Techniken wie dem holotropen Atmen. Breathwork kann tiefgreifende Erfahrungen und emotionale Durchbrüche bewirken, weshalb eine traumasensible Herangehensweise hier von besonderer Bedeutung ist.
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Eine traumasensible Praxis des Breathwork umfasst mehrere Aspekte:
1. Sicherer Raum: Ein sicherer Raum ist essenziell, um Teilnehmer*innen das Gefühl von Geborgenheit und Schutz zu geben. Dies kann durch eine ruhige Umgebung, klare Grenzen und die Möglichkeit, jederzeit aus einer Übung auszusteigen, erreicht werden.
2. Aufklärung und Einwilligung: Vor Beginn einer Breathwork-Session sollten die Teilnehmer:innen ausführlich über die Methode, mögliche Reaktionen und die Struktur der Session informiert werden. Informed Consent bedeutet, dass Du jederzeit die Kontrolle über deinen Prozess behälsten und Entscheidungen treffen kannst, die Deinen Bedürfnissen entsprechen.
3. Individuelle Anpassung: Jede:r Teilnehmer:in ist einzigartig, und so sollte auch die Breathwork-Praxis individuell angepasst werden. Traumasensible Breathwork-Anleiter:innen achten darauf, die Praxis an die jeweiligen Bedürfnissen und Grenzen der Personen auszurichten.
4. Nachsorge und Integration: Nach einer intensiven Breathwork-Session ist es wichtig, Raum für Nachbesprechungen und Integration zu bieten. Dies kann durch Gesprächsrunden, schriftliche Reflexionen oder sanfte körperliche Übungen unterstützt werden. Die Nachsorge hilft den Teilnehmer:innen, die Erfahrungen zu verarbeiten und in ihren Alltag zu integrieren.
All diese Punkte setzen wir unseren Breathwork-Workshops in Berlin & Leipzig um, damit alle Teilnehmenden eine nachhaltige Erfahrung machen können.
Mögliche Auswirkungen einer traumasensiblen Breathwork-Praxis
Die traumasensible Herangehensweise im Breathwork kann verschiedene positive Auswirkungen haben:
Förderung von Sicherheit und Vertrauen: Durch die Schaffung eines sicheren Rahmens und die Wahrung der Autonomie der Teilnehmer*innen wird ein tiefes Gefühl von Sicherheit und Vertrauen gefördert, das die Grundlage für heilende Prozesse bildet.
Verringerung von Retraumatisierung: Indem potenzielle Trigger identifiziert und vermieden werden, wird das Risiko einer Retraumatisierung erheblich reduziert. Dies ist besonders wichtig für Menschen mit komplexen Traumata.
Tiefe und nachhaltige Erfahrung: Eine traumasensible Breathwork-Praxis ermöglicht es den Teilnehmer:innen, tiefere Schichten ihres emotionalen und körperlichen Erlebens zu erreichen, ohne dabei überfordert zu werden. Dies führt zu nachhaltigeren Erfahrungen.
Empowerment & Agency: Indem die Kontrolle über den Prozess bei den Teilnehmer:innen bleibt, werden diese in ihrer eigenen Autonomie und Selbstwirksamkeit gestärkt. Dies fördert nicht nur die ihr Empowerment und Agency, sondern auch das Selbstvertrauen und die Selbstachtung.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine traumasensible Herangehensweise im Breathwork unerlässlich ist, um sichere, respektvolle und nachhaltige Erfahrungen zu ermöglichen. Indem wir die Prinzipien der Traumasensibilität in unsere Atemarbeit und Breathwork-Workshops in Berlin und Leipzig integrieren, schaffen wir mit being breath Räume, in denen tiefe Erfahrungen auf eine nachhaltige und unterstützende Weise geschehen können.
Quellen
- Herman, J. L. (1997). *Trauma and Recovery: The Aftermath of Violence--From Domestic Abuse to Political Terror*. Basic Books.
- van der Kolk, B. A. (2014). *The Body Keeps the Score: Brain, Mind, and Body in the Healing of Trauma*. Viking.
- Levine, P. A. (1997). *Waking the Tiger: Healing Trauma*. North Atlantic Books.
- Fisher, J. (2017). *Healing the Fragmented Selves of Trauma Survivors: Overcoming Internal Self-Alienation*. Routledge.
- Porges, S. W. (2011). *The Polyvagal Theory: Neurophysiological Foundations of Emotions, Attachment, Communication, and Self-Regulation*. Norton & Company.
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